Eigentlich hat der heute oft
missbräuchliche Begriff “Rupertiwinkel” sehr spät Eingang in Sprache
und Schrifttum gefunden. Diese Bezeichnung wurde erst einige Jahre nach der
Abdankung des letzten geistlichen Landesfürsten und 74. Nachfolgers des
heiligen Rupert, Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo, geboren.
Die Gebietsaufteilung und der
Grenzverlauf zwischen Salzburg und Bayern, aus dem der
Rupertiwinkel hervor gegangen ist, wurden durch den Vertrag zwischen
dem Kaiser von Österreich und dem König von Bayern am 14. April 1816 in München
festgelegt. Damals wurden die Gebiete links der Saalach und Salzach aus dem
ehemaligen Erzstift Salzburg an Bayern abgetreten. Die ehemals
altsalzburgischen Land- und Pfleggerichte kamen damals zum Isarkreis. Aus
diesem neu geborenen Territorium entstand der “Rupertiwinkel”, ein
geographischer Begriff, hervorgegangen aus den Land- und Pfleggerichten
Staufeneck, Laufen, Tittmoning, Waging und Raschenberg - Teisendorf.
Tausend Jahre wurde
allein im Erzstift Salzburg, nicht im bayerischen Reichenhall und nicht in
der ehemaligen Fürstpropstei Berchtesgaden der 24. September als Feiertag
des Salzpatrons Rupertus begangen. Als dann die Gebiete des ehemaligen
Landkreises Laufen sowie die Gemeinden Anger, Aufham, Högl und Piding zur
Krone Bayerns kamen, ersuchten die Pfarreien im Bistum Passau um eine
Sondergenehmigung zur Abhaltung einer hl. Messe zum Andenken an den hl.
Rupert. Nach den 16. Juni 1814 durften die “altsalzburgischen Pfarreien den
Rupertustag wieder feiern, jedoch, wenn er nicht Kirchenpatron ist, nur unter
ausdrücklicher Beschränkung auf den Kirchengottesdienst und ohne Spur einer
Feiertags außer der Kirche”.
Von Passau aus gesehen machte
man dem nun bayerischen Rest aus dem Salzburger Land, eben dem Rupertiwinkel,
das Zugeständnis eines eigenen Messblatteindruckes, und somit überkam auf
uns der Name Rupertiwinkel. Der Rupertwinkel war durch die
Circumscriptions-Bulle dem Bistum Passau zugeordnet worden. Am 5. Oktober
1821 wurden alle diese Pfarreien dem Erzbistum München-Freising
angegliedert.
Die Abtrennung von einem Gebiet, das seit
Menschengedenken mit dem Salzburger Land verbunden war, hatte nicht nur
menschliche Probleme geschaffen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche
Nachteile für die Stadt Laufen nach sich gezogen. Die damit verbundenen
Sorgen und negativen Auswirkungen für Laufen waren der damaligen kgl.
Regierung bekannt, sonst hätte man den zahlreichen Bittschriften der
Marktgemeinde Waging um den Rentamtssitz nachgegeben. Aber allen
Anstrengungen des Marktes Waging um “Einstufung ihres Ortes zu zentralen
Ort” eines neuen Verwaltungsgebietes waren vergeblich. Das Rentamt kam nach
Laufen in das “Alm`sche Haus”. Erbaut von den Herren von Alm, diente
dieses Verwaltungsgebäude bis 1685 dem
Pfleger. 1794 beherbergte es die Forstverwaltung und war
Gerichtskanzlei, anschließend ab 1816 Rentamt, heute Finanzamt.
Die Rentämter waren die
Vorläufer der heutigen Finanzämter. Sie hatten das Hofkastenamt abgelöst,
weil nach der Ablösung der Naturaldienste am “Dienstentrichtungstag”
nicht Naturalien “eingestiftet”, sondern Steuern eingehoben wurden.
Verfasser:
Max Wieser
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