Besondere Ereignisse im Jahres- und Lebenslauf unserer Menschen
lautstark zu verkünden ist einer der ältesten Bräuche. Seine
Wurzeln lassen sich bis in die vorchristliche Zeit zurückverfolgen.
Damals hatte dieser Brauch noch einen heidnischen Zweck erfüllt,
während er nach der Christianisierung für kirchliche Feste
angewandt wurde.
Die Anfänge des Böllerschiessens sind vermutlich im bayerischen
und salzburgerischen Raum zu finden. Eintragungen in der Chronik von
„Maria Plain“ weisen nach, dass die Böllerschützen schon vor
ca. 320 Jahren zu festlichen Anlässen eingesetzt wurden.
In Thundorf-Straß lässt sich das Böllerschießen bis zu Beginn
des 18. Jahrhunderts zurückverfolgen. Aus einem Auszug der
Kirchenrechnungen der Pfarrei Ainring wird folgendes aufgewiesen:
1713 in Sur (St. Stephan): 10 Kreuzer für Pulver;
1723 an die Schützen am Fronleichnamstag: 30 Kreuzer.
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Votivtafel im Besitz vom "Huber" in Straß aus dem Jahr
1832 mit der Inschrift: "Bei diesem Ort, wurde bei einer
Ausfertigung Fahren mit Böllern geschoßen, da zersprang ein
Böller wovon ein drum die Huberdrin in Kopf traf, sie starb in
etlichen Stunden, den 21. Juli 1832 in 23 Lebensjahre. Zezilia
Streiwieser (Tochter zu Hausen) Henerfeind."
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Standböller aus Gußeisen bzw.
Stahlrohr (Bildmitte) |
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Damals wurden noch Standböllern verwendet. Nach dem Kauf einer
Kanone im Jahr 1926 wurde bei festlichen Anlässen auch mit der
Kanone geschossen.
Der Umgang mit dem Pulver und
Standböllern forderte viele Opfer. Im Jahre 1832 wurde die Dirn vom
Huberbauern in Straß bei einer Explosion eines Standböllers von
den Splittern tödlich verletzt. Am Fronleichnamstag, dem 12. Juni 1912,
ist im 25. Lebensjahr der Schmiedsohn von Thundorf beim Böllerschießen
tödlich verunglückt. Immer wieder wurde von derartigen Unfällen
berichtet, bis durch ein Gesetz das Schiessen mit den Standböllern
verboten wurde. Ein uralter Brauch ging somit zu Ende. Bei uns wurde
mit den Standböllern offiziell das letzte Mal am 26.5.1959 bei
einem Hochzeitschiessen in Weng geschossen. Einige Standböller aus dieser
Zeit existieren noch. Auch die Prangerschützen Thundorf-Straß sind
im Besitz zweier Exemplare, die von Hans Roider gestiftet wurden.
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